Die Geschichte der Sektion Langlauf von 2018 - 2022
Anfang der zwanziger Jahre, als der Skisport in Latsch aufkam, lies sich der Bereich Langlauf verständlicherweise nicht vom Alpinskilauf trennen. Vor jeder Abfahrt kam ein Aufstieg. Und wer elegant die verschneiten Hänge hinab gleiten wollte, musste zuerst mit Fellen und anderen Hilfsmitteln aufsteigen.
Über die Anfänge des Skisports ist überliefert, dass österreichisch-ungarische Offiziere von der Ortlerfront kurz vor Ende des 1. Weltkrieges ihre Skier verschenkten, endlos lange Bretter, ohne Kanten, aber immerhin mit Bindungen. Die skibegeisterte Jugend von Latsch freute sich, jetzt endlich konnte man auf den schattenseitigen Hängen, den so genannten Mareinwiesen Skilaufen. Die Pioniere des Wintersports Adolf, Ernst, Rudolf und Matthias Pircher starteten bereits in der 2. Hälfte der Zwanziger Jahre bei einigen Rennen, darunter einen 40km Marathonlauf am Mont Blanc. Schmolz der Schnee im Tal zu schnell, zogen die jungen Latscher Skiläufer auf die Tarscher Alm. Ausgezeichnetes Gelände und Schnee bis in den Mai sorgten dafür, dass Latscher die Tarscher Alm fast jeden Sonntag von einer Gruppe fröhlicher Wintersportler besucht wurde. Im Jahre 1935 wurde die 1. Skihütte gebaut und viele Anekdoten und Geschichten aus dieser Zeit sind überliefert. Bei der Einberufung zum Militärdienst oder zur vormilitärischen Ausbildung in den Skilagern der Hitlerjugend wurden einige Vereinsmitglieder erstmals fachmännisch im Bereich des Wintersports ausgebildet. Der Nachwuchs konnte sich damals bei vielen Jugendwettkämpfen auszeichnen. Im Winter 1943 beispielsweise gewann Anton Pirhofer die Gebietsmeisterschaft im Langlauf von Nord- und Südtirol sowie Voralberg.
Nach Kriegsende nahm die Tätigkeit im Skisport weiter zu und die Läufer des SV Latsch nahmen an zahlreichen Rennen teil, oder luden zu Rennen ein. Mit Herbert Kiem, Otto Tartarotti, Hubert Tscholl, Luis Gerstl und vielen anderen verfügte der SV Latsch über hervorragende Langläufer. Bubi Hafele und Ludwig Unterholzner waren rasante Abfahrer. So ist es nicht verwunderlich, dass die Latscher Skisportler besonders bei der Alpinen Stafette überaus erfolgreich waren. Diese damals sehr beliebte Wettkampfdisziplin bestand aus einer Dreierstaffel, in der jeder Läufer eine Disziplin absolvierte, bestehen aus Langlauf, Aufstieg und Abfahrt. Das stärkste Team war damals: Kiem – Unterholzner – Tscholl, doch auch in der Jugendklasse kamen sehr gute Nachwuchsläufer nach. Auch als Veranstalter alpiner Rennen auf der Tarscher Alm machte sich der Verein landesweit einen guten Namen. Vielmaliger Landesmeister im Langlauf war Herbert Kiem, der auch überregional zu absoluten Elite zählte. Viermal war er Landesmeister über 15km, ebenso oft holte er den Titel in der 3x10km Staffel mit verschiedenen Kameraden wie Luis Gerstl, Meinrad Lampacher, Karl Pedross und vielen anderen. Fast unschlagbar waren die Latscher nach wie vor, wenn es um die Alpine Stafette ging. Bei einem Rennen in St. Valentin im Jahr 1951 belegten die drei Mannschaften des SV Latsch Platz 1, 2 und 3.
Auch bei großen Skimarathonen waren die Latsch Wintersportler vertreten und klassierten sich ehrenvoll. So kann Franz Pedross beispielsweise als seinen persönlich größten Erfolg den 404. Platz unter 9000 Startern beim Wasalauf im Jahr 1969 nennen. Allerdings bekamen im Laufe der 60er Jahre die meisten Vereine zu spüren, dass es mit dem Langlauf abwärts ging. Nachwuchssorgen machten den Sektionsleitern allerorts zu schaffen und viele mussten ihre Tätigkeit nach und nach einstellen. Es wurde immer schwieriger, die Jugend für diesen schönen, aber auch anstrengenden Sport zu begeistern. Beim SV Latsch gab man nicht so schnell auf und trug durch die Ausschreibungen und Organisation so manchen Rennens im Martelltal wesentlich zur Förderung des Langlaufsport auf Landesebene bei.
Nationale und internationale Rennen wurden veranstaltet und auch der alljährliche Langlaufkurs zeigte Erfolge. So konnten sich Erich Mitterer und Helene Mitterer 1971 den Titel Zonenmeister bei den Zöglingen sichern. Die von Günther Schöpf und Franz Pedross trainierten Nachwuchsläufer waren, wo immer sie auftraten, ganz vorne in der Wertung zu finden. Der schönste Erfolg Anfang der 70er Jahre dürfte die Nominierung von Helene Mitterer und Achim Dietl in die provinzielle Jugendauswahlmannschaft zu den 4. Winterspielen in Aosta gewesen sein. Nationale Jugendläufe wurden vom SV Latsch im Martelltal organisiert und der Nachwuchs unter Sektionsleiter Meinrad Lampacher und Trainer Schöpf Günther brachte sehr gute Platzierungen. Wertvoll war auch die Unterstützung von Bernhard Gamper, der alle Wintersportangelegenheiten koordinierte. Da es zunächst keinen Südtirol-Pokal gab, war die Renntätigkeit anfangs der 70er Jahre noch nicht sehr stark. Neben den traditionellen Jugendrennen und dem Vereinsrennen hatte der nationale Wettkampf im Hintermartell die größte Bedeutung. Dennoch, die Latscher waren sehr aktiv und erhielten im Jahr 1976 erstmals ein Leistungszentrum A zugesprochen.
Im gleichen Jahr kündigte sich auch bereits der Aufstieg von Werner Kiem an, er wurde Zonenmeister. Armin Stricker und Walter Plartgummer konnten an der europäischen Schülermeisterschaft teilnehmen und Emil Mitterer war einer der aussichtsreichsten Nachwuchsläufer des Landes. In den Jahren 1976/77 kamen große Veränderungen im Bereich des Materials. Eine Welle von Kunststoffskiern rollte auf die Latscher Langläufer zu und die Qualität des Skibelages wurde ein wichtiger Faktor im ewigen Kampf zwischen Gröden und Latsch. 1977 organisierte der SV Latsch die Zonenmeisterschaft und wurde 2. in der Mannschaftswertung. Im selben Jahr erreichten die Latscher Langläufer den 3. Rang beim Rametzkrug hinter Gröden und Antholz. Im folgenden Jahr stand der SV Latsch gemeinsam mit Gröden ganz oben auf dem Siegerpodest.
In den Jahren 1981- 1991 war Georg Pegger Sektionsleiter im Langlauf und übernahm gleichzeitig das Konditionstraining. Trainer waren Peter Tappeiner und später Pircher Kurt. Diese Ära zeichnete sich durch Erfolge vor allem in der Mannschaftswertung aus. Die Stimmung in der Mannschaft, der Teamgeist, war außergewöhnlich gut. Hinzu kam, dass alle Altersklassen vertreten waren. Statt dass sich die Läufer, wie bei anderen Vereinen, gegenseitig Konkurrenz machten, konnten die Läufer des SV Latsch alle Kategorien beschicken und waren deshalb mannschaftlich ungewöhnlich stark.
Aktiv und erfolgreich waren vor allem die Familien Pedross, Weiss und Platzgummer. 1985 belegten die Mitglieder der Familie Pedross, Jutta, Anja und Franz, in Rhein ber der Landesmeisterschaft jeweils den 1. Platz in ihrer Kategorie. Durch diesen Hattrick und einen weiteren Titelgewinn von Horst Telser war der SV Latsch auch Landesmeister in der Mannschaftswertung. Das Schneetraining fand in dieser Zeit in Schlinig oder Martelltal statt,
wo im Gasthaus am See auch einige Winterlager abgehalten wurden.
Einsatz und Trainingfleiß blieben nicht unbelohnt: Anja und Jutta Pedross, ebenso wie Platzgummer Lydia gewannen beinahe jedes Rennen. Helmuth Platzgummer und Renate Weiss hatten ein Dauerabbonatment auf den 2. Platz. Die vielleicht bitterste Niederlage mussten die Läufer des SV Latsch in der Saison 1984/85 hinnehmen, als sie den Sieg der Volksbank-Trophäe hauchdünn um nur 9 Punkte verfehlten. Dafür siegte die Mannschaft im darauf folgenden Jahr sicher vor Gröden und Antholz. Die 80er Jahre waren aber auch entscheidend geprägt von den Erfolgen des Biathleten Werner Kiem. Er wurde zum ersten Italienmeister im Biathlon, von 1981 bis 1991 war Kiem Mitglied der Biathlon Nationalmannschaft und 10facher Italienmeister im Einzel und mit der Staffel. Doch auch wenn der Ausnahmeathlet in jener Zeit lokale Sportwettkämpfe längst hinter sich gelassen hatte und bei nationalen und internationalen Veranstaltungen Spitzenleistungen brachte, so wirkte sein Erfolg bei den jungen Nachwuchssportlern n Latsch doch als Ermutigung und Ansporn zugleich. Bei der Weltmeisterschaft in Oslo 1986 wurde Werner Kiem 5. beim 20km Lauf, mit der Staffel belegte er Rang 3. Sein größter Erfolg war sicherlich die Bronzemedaille bei der Olympiade in Calgary, ein Sensationserfolg der italienischen Staffel, der überall in Südtirol, natürlich auch in Latsch, begeistert gefeiert wurde.
Nach solchen sportlichen Höhenflügen kam für den Verein in den Jahren 1989/90 dennoch ein Tiefpunkt. Es fanden sich kaum noch Nachwuchsläufer, Erfolge blieben aus und der Langlauf steckte in Latsch wieder einmal in der Krise.
So befürchtete man, dass es für den Langlaufsport in Latsch keine Zukunft mehr gäbe. Langlaufpioniere meinten, den Nachteil der schlechten Trainingsbedingungen gegenüber anderen Vereinen nicht mehr wettmachen zu können. Auch glaubte man, dass der Jugend ein Zuviel an Sportarten, welche interessanter und weniger anstrengend waren, angeboten würden.
Doch dies wollte der Präsident Franz Rinner und der junge Langläufer Andreas Kuppelwieser, nicht wahrhaben, also übernahm dieser im Herbst 1991 die Sektionsleitung. Anlässlich der bevorstehenden Jugendspiele, welche vom SV Latsch organisiert wurden, verteilte man in den Schulen Rundschreiben, mit denen man versuchte den Kindern nicht nur den Langlauf, sondern auch Biathlon und Skispringen schmackhaft zu machen. Damit ist es dem Verein gelungen auf Anhieb 36 Kinder für diese Wintersportarten zu interessieren. Während der Langlauf wieder einen Aufschwung erlebte, musste das Skispringen nach der 1. Wintersaison fallen gelassen werden, da kein Sprunglehrer zu finden war. Biathlon wurde als neue Sportart von Herbert Kiem und Andreas Kuppelwieser aufgebaut. In Antholz beim nationalen Biathlon-Jugendrennen konnte sich Karin Pirhofer, Tanja Plörer, Joachim Weiss, Dietmar Nart und Christian Plörer für die Jugendspiele im Martelltal qualifizieren.
Mit Beginn der Saison 1992/93 konnte Veith Angerer aus Schlinig als Langlauftrainer gewonnen werden. An fünf Wochentagen sah man den Latsch Nachwuchs im Martelltal trainieren. Herbert Kiem und Dietl Michael leiteten mit Sachverstand und Enthusiasmus das Schießtraining. Der SV Latsch durfte die 1. Biathlonlandesmeisterschaft der Geschichte austragen. Beim traditionellen Topolino Langlaufrennen im Fleimstal belegte die Mannschaft den hervorragenden 10. Platz.
Ein Winterlager im Martelltal fand zum Auftakt der Saison 1993/94 statt. Erstmals wurde ein Kinderbiathlon veranstaltet, bei dem mit Tennisbällen auf ein Ziel geworfen wurde, eine neue Idee, die allgemein sehr positiv aufgenommen wurde. Wiederum verbesserten die Nachwuchssportler des SV Latsch ihre Ergebnisse. So konnten erstmals einige Athleten bei einer Italienmeisterschaft im Biathlon in Predazzo teilnehmen, bei dem Klaus Höllrigl eine Silbermedaille im Einzel und eine Goldmedaille mit der Staffel gewann.
Auch bei der Biathlon-Jugenditalienmeisterschaft wurden hervorragende Ergebnisse erzielt, so gewannen die Biathleten 4 Goldmedaillen (2x Klaus Höllrigl, 1x Michael Ilmer, 1x Yvonne Seguella). In dieser Saison wurde erstmals der Südtiroler Biathlon-Cup abgehalten, bei dem sich der SV Latsch als unterstützender Verein betätigte. Der Cup bestand aus 3 Rennen, wovon 2 im Martelltal und 1 in Antholz ausgetragen wurde. Bereits im Sommer begann die Wintersaison 1984/95. Ein Trainingslager auf der Tarscher Alm wurde organisiert. Drei große Militärzelte waren zur Verfügung gestellt worden und nebem dem Konditionstraining standen vor allem Spaß, Spiel und die Stärkung des Zusammenhalts innerhalb der Mannschaft im Mittelpunkt.
Das Schneetraining fand viermal die Woche statt, 1x die Woche hatten die Biathleten Schießtraining in Goldrain am Schießstand. Als besonderer Erfolg kann gewertet werden, dass der Sektion Ski Nordich aufgrund der erbrachten Leistungen und Tätigkeit vom VSS wieder ein Leistungszentrum A erteilt wurde. Besonders erfolgreich waren Julia Tappeiner, Nadia Reiterer und Daniele Dietl, die bei der Landesmeisterschaft und bei der Endwertung der Volksbanktrophäe hintereinander die ersten drei Plätze belegten. Julia Tappeiner gewann außerdem das Topolinorennen, ihr Bruder Philipp wurde 3. In der Mannschaftswertung erlangte man den 6. Rang. Damit war unser Verein die bestplatzierte Südtiroler Mannschaft in diesem international stark besetzten Rennen. Auch Klaus Höllrigl, der in den Landeskader aufgenommen wurde, Michael Ilmer, Tanja Plörer und Yvonne Seguella erreichte hervorragende Platzierungen.
Veit Angerer und Andreas Kuppelwieser bestanden mit Erfolg in Ridnaun und Rom die Biathlon-Trainerprüfung.
Im Jahr 1996 übernahm Michael Dietl die Aufgabe des Sektionsleiters. Bereits im Juni wurde mit dem Training begonnen, das Hütten – und Trainingslager wurde auf dem Töbrunn abgehalten. Das Training übernahm der Ultner Anton Trafoier. In den Weihnachtsferien wurde ein Langlaufkurs im Martelltal abgehalten. Auch wurden die Kinder der Grundschule Latsch, welche sich als U.E.Tätigkeit den Langlaufsport ausgesucht haben, bereits das 3. Jahr betreut. Es wurden auch 2 Biathlon-Rennen in Zusammenarbeit mit dem SV Martell veranstaltet.
Die Geschichte der Sektion Langlauf von 2018 - 2022